Europäische Richtlinie für Ingenieurbiologie

Die Richtlinie für Ingenieurbiologie – zusammengestellt von allen Fachvereinigungen für Ingenieurbiologie in Europa EFIB – dient der Verbreitung der Grundgedanken, und der grundsätzlichen Vorgehensweise in der Ingenieur­biologie. Sie entstand durch eine Zusammenarbeit von 25 Fachleuten aus 7 Nationen.

Mit der Europäischen Richtlinie für Ingenieurbiologie wird für das Arbeiten mit Pflanzen zur Verhinderung von Erosion und damit zur Etablierung einer schützenden und stabilisierenden Pflanzendecke eine Herangehensweise vorgestellt, die sowohl Ersatz und als auch eine sinnvolle Ergänzung zu technischen Baumaßnahmen ist. In der Richtlinie werden die Grundgedanken und Vorgehensweisen vertieft, die allen ingenieurbiologischen Lösungen zugrunde liegen und die europäisch und letztlich weltweit Anwendung finden können.

Sie werden als Unterstützung der Umsetzungsziele verschiedener europäischer Richtlinien gesehen, vorrangig der EU-Wasserrahmenrichtlinie, der EU-Hoch­wasser­schutz­richtlinie und der EU-Bodenschutzrichtlinie sowie als Instrument der Verbreitung und Standardisierung der Ingenieurbiologie.

Neben den traditionellen Sicherungen im Erd- und Wasserbau ermöglicht die Ingenieurbiologie auch naturnahe dezentrale Lösungen zur Minderung der Auswirkungen zahlreicher Naturgefahren wie Hochwasser, Sturm oder Lawinen auf die betroffenen Nutzungen.

Ziel ist es zu zeigen, wie bei der Lösungsfindung Fachwissen der bautechnischen Disziplinen sowie biologische und landschaftsökologische Erkenntnisse zusammengeführt werden. Aus standortgerechten und möglichst gebiets­heimischen Pflanzen werden dauerhafte Vegetationsbestände entwickelt, die bautechnische Aufgaben erfüllen können. Dabei haben ingenieurbiologische Lösungen neben dem Erosionsschutz auch Auswirkungen auf den Wasser­haushalt, das Kleinklima, die Biotopstruktur und das Landschaftsbild. Es werden somit die Wirkungen von Pflanzen und Pflanzenbeständen bei ingenieur­biologischen Maßnahmen, die sich ökologisch, technisch, ästhetisch und wirtschaftlich zeigen können, von den verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet. Unterschiedlichen Einsatzmöglichkeiten sowie Anwendungsgrenzen werden in der Richtlinie dargelegt.

Ein wichtiger Teil befasst sich mit den Grundsätzen der Bemessung von ingenieurbiologischen Sicherungen und dem Planungsprozess. Es geht darum, Einwirkungen und Widerstände auf die Vegetation einschätzen um entsprechende ingenieurbiologische Lösungen entwickeln zu können.
Dabei werden Empfehlungen zu häufigen Anwendungsbereichen gegeben wie:

  • Erosion auf Erdböschungen
  • oberflächennahe Rutschungen auf Böschungen
  • Grabenerosion auf Hängen und Böschungen
  • Ufer und Vorländer an Fließgewässern
  • Ufer an stehenden Gewässern
  • Deiche und Dämme
  • Küstenschutz
  • Wind- u. Emissionsschutzpflanzungen
  • Wasserhaushaltsregelung
  • durch Feuer zerstörte Gebiete
  • Pflanzen als Lawinenschutz

Zur Konkretisierung der ingenieurbiologischen Vorgehensweise wird das siebensprachige (deutsch, englisch, französisch, italienisch, portugiesisch spanisch und russisch) Handbuch der Bautypen der Europäischen Föderation von 2007 zugrunde gelegt, das 2014 in einer erweiterten Auflage zusätzlich in chinesisch und koreanisch erschienen ist. Entscheidungskriterien für die Bauweisenwahl werden benannt und in einer Matrix dargestellt.
Hinweise zur Pflege ingenieurbiologischer Bauweisen und den sich daraus entwickelnden Pflanzenbeständen werden gegeben. Empfehlungen zur Durchführung der Erfolgskontrolle runden die Richtlinie ab, um Wirksamkeit, Funktion und die nachhaltige Entwicklung zu dokumentieren.

Die Richtlinie wurde in sechs Sprachen (deutsch, englisch, französisch, italienisch, portugiesisch und spanisch) gedruckt und kann bei den jeweiligen Landesverbänden bezogen werden.
In Deutschland für 10,- Euro plus Versandkosten bei der Gesellschaft für Ingenieurbiologie e.V.,
52064 Aachen, Eynattener Str. 24 F oder unter info@ingenieurbiologie.com.

Alle Web-Beiträge durchsuchen

Lädt...